David Baltzer besucht Dirk Krüll – “Berlin trifft Düsseldorf”
David: Wir stehen hier vor einem Foto aus Deiner Serie “Plastik Army”. Ich sehe die Segel von untergegangenen Wikingerschiffen, in Wirklichkeit Plastiktüten, die – wie eine Armada, scheinbar aus dem Meer an Land kommen. Was ist die Geschichte hinter diesem Bild?
Dirk: Es begann mit einem Auftrag für die Stadt Essen im Rahmen der „Grünen Hauptstadt Essen 2017“. Wir suchten einen claim - ein Motiv für ein Veranstaltungs-Plakat. Zu der Zeit war ich viel auf Mallorca, wo überall an der Küste Unmengen von Plastik angeschwemmt wird. Da war die Idee mit den Plastiktüten nicht weit hergeholt.
Dieses erste Motiv kam dann so gut an, dass ich frei diese Idee weiterentwickelte. Inzwischen ist daraus ein Ausstellungsprojekt geworden: „Plastic-Army” mit den Themen: Invasion, Occupation, Transformation.
David: Welche Beziehung hast Du inzwischen zu Deinen ersten Bildern aus dieser Serie? Gibt es dazu Lieblingsfotos?
Dirk: Das ist eine schwierige Frage. Das erste Motiv, eben weil es das Erste war und mit ihm das Projekt geboren wurde: “ist natürlich sehr präsent”! Aber es gibt andere Bilder, an denen ich emotional ehr hänge. Hier habe ich auch das “Making-off” im Kopf. Wie ein Bild entstanden ist, ist für mich auch ein bedeutender – wichtiger Bestandteil der Serie.
Den Herstellung-Prozess dokumentiere ich auch gerne und zeige sie zum Beispiel bei Workshops mit Kindern oder bei den Einzel-Ausstellungen. Die Betrachter sollen erfahren können, wie meine Bild-Installationen zustande kommen.
Meine Fotos sind ja nicht digital gebastelt. Das ist auch Handwerk vor Ort – hier werden Dinge angefasst und bewegt. Letztendlich trägt dann das gesetzte Licht zum Entstehen der Bild-Ideen bei. Die Retusche bei der Digitalisierung und das Komposing, dient eigentlich nur der Überhöhung der Ästhetik. o ein Vorgang kann dauern! Jedes Bild brauchst seine Zeit. Jedoch ist das komplizierteste Foto, final - nicht zwingend das Beste.
David: Zurück zum Anfang. Du hast nicht immer großformatig fotografiert – oder? Mit welchem Thema hast Du deine Lehrjahre verbracht?
Dirk: Eigentlich wollte ich schon immer Fotograf werden. Ich war in der Hausbesetzerszene in Düsseldorf sehr aktiv. War ein heftiger Rowdy und kannte viele besetzte Häuser, auch von innen. Damals hatte ich bereits viel im Ruhrgebiet fotografiert, - wollte immer Arbeit und Freizeit verbinden; - da durfte es keine Trennung geben. Meinen Zivildienst habe ich dann in einer Besetzer-Initiative absolviert, die Nikon immer dabei;- ob in den Häusern oder bei den Demos, - bin dann bundesweit rumgefahren und habe alles was ging dokumentiert.
Praktische Intelligenz! „Try and Error“. Theorie war nicht meins und zum Glück, konnte ich aus meinen fotografischen Fehlern lernen.
An der Hochschule habe ich dann von meinen vielen praktischen Erfahrungen profitiert. Das war kein Ding mehr. Dort stellte sich nicht die Frage, ob Du etwas kannst oder nicht;- welcher Bereich im Studium dir wichtig ist. Hier führte Kontinuität und Hartnäckigkeit zum Ziel. Wenn Du ein Thema schon lange beackert hattest, kam schon was raus …
David: Wir haben mehr gemeinsam, als Du denkst … - Dank an Dich!